SUMMIT OF TRANS Art

REVIEW SUMMIT OF TRANS-ART 2022

Wissenschaftliches Symposium 2022 im Atelier Astrid Rieder

 

Der SUMMIT of trans-Art 2022, am 13. - 14. Oktober, war ein gelungenes Kolloquium anlässlich der 76. Performance der monatlich stattfindenden Serie do trans-Art in der Bundesstraße 37 in Wals-Siezenheim. Wie üblich fand ein anregender Dialog zwischen den Kunstgenres neuer Musik, abstrakter Zeichnung, Performancekunst und Dokumentarvideo statt. Eingeladen waren dazu acht internationale Referent:innen, die mit ihren Vorträgen und Erfahrungen profilierten. Mit der Öffnung ihrer Atelierstüren ermöglicht Astrid Rieder erneut einen wissenschaftlichen Diskurs, der im Zusammenspiel mit der 76. Darbietung der Performanceserie do trans-Art allen Teilnehmer:innen neue Erfahrungen ermöglicht.
Ziel der diesjährigen Tagung war eine Beschäftigung mit den Bedrohungen der heutigen Zeit. Kriege, Pandemien, Ressourcenmangel und Klimaveränderungen sind nur einige Faktoren, die uns Verantwortung lehren müssen. Auch die Kunst soll in diesem Zusammenhang Moral zeigen, meinte die Veranstalterin Astrid Rieder, die aufgrund der kurzfristigen Erkrankung Jürgen Tabors die Eröffnungsrede am Abend des 13. Oktobers übernommen hat.

 

Die anschließende Auftaktdarbietung, do trans-Art_76, mit Paul Eiser am Saxophon, erfolgte interaktiv und vor allem spontan, denn immanent ist, dass weder Proben noch Absprachen im Vorfeld stattfanden. Ganz nach dem Motto, das auch zu Veränderungen im Weltgeschehen oft schnell agiert werden muss.

 

Die gehaltenen Vorträge am 14. Oktober verhandelten zur Freude der Besucher:innen verschiedenste Aspekte der Kunst.
Die Musikerin Celina Hubmann eröffnete mit Atem-, Stimm- und Improvisationstechniken nach Ilse Middendorf, die das Bewusstsein an diesem Morgen erfrischten und so den Fokus auf die Tagung lenkten.

Diesen geistigen Prozess griff Manuel Schabus in seiner Rede auf und verband ihn mit Etappen kognitiver Konditionierung.

Anna Koch widmete sich anschließend möglicher Improvisationsformen in der neuen Musik.

In Kontrast dazu, stellte Michael Mautner im Folgevortrag eine Einführung in die komponierte supersymmetrische Musik von Hofstetter Kurt vor, die das Publikum über die Unterschiede staunen ließ.
Der nächste Referent: Roman Pfeffer sprach über Medienressourcen und ihre konzeptuellen, sprachlichen und prozesshaften Methoden.
Elisabeth Möst referierte über ein entwickeltes Noten-Farbschema, das sie mithilfe von Fallbeispielen aus dem Unterreicht greifbar machte. Sie meinte, das Versehen von Noten mit gewissen Farben bringt Lebendigkeit in die oft mühsame Tätigkeit des Tonleitern und Etüden Übens und wird selbst von ausgebildeten Musikpädagog:innen angewandt.

 

Weiter ging es nach einer verdienten Mittagspause - die vom Ökohof Feldinger in Wals aufgewertet wurde - mit einer anregenden Diskussion zum Vortrag von Marie-Therese Rudolph, die sich zur Trimedialität äußerte. Als interessant erwies sich die Tatsache, dass sich der gleichartige Klang verschiedener Stücke auf derselben Plattform (hier: Spotify), aus der erforderlichen Datenminimierung auf dem Netzwerk ergibt. Aufgezeigt wurden auch die starken Konkurrenz- und Ergänzungsfähigkeiten zwischen Radio, TV und Internet.
Den Abschluss der Vortragsreihe bildet Margit Zuckriegl, die über konkrete Fotografie spricht und so den Kreis zur trans-Art schließt. Die konkrete Fotografie setzt sich mit der Prozesshaftigkeit ihres Genres auseinander - so wie auch Astrid Rieder ausschließlich den Prozess ihrer do trans-Art Performances als Kunstwerk sehen kann.

 

Als Letzter offizieller Programmpunkt stand die Podiumsdiskussion auf dem Programm, die sich bemühte, alle verbindenden Elemente zur trans-Art noch einmal zusammenzufassen und das Symposium Revue passieren zu lassen. Eine Herausforderung dabei ist, wie so oft der Ausbruch aus der gewohnten Materie und das Einlassen auf andere Theorien und Praktiken. Durch die schlüssige und stets verbindende Konzeption des SUMMIT of trans-Art 2022 kann dieser Prozess als geglückt betrachtet werden. Einige Künstler:innen konnten sich vernetzen und der wissenschaftliche Diskurs, als enorm wichtiger Teil der Weiterentwicklung, bildete so einen ausgesprochen schönen Abschluss. Mit Vorfreude blicken wir auf die Vorbereitungen und die Abhaltung des SUMMIT of trans-Art 2024.

REVIEW SUMMIT OF TRANS-ART 2020

Wissenschaftliches Symposium 2020 im Atelier Astrid Rieder 

Der SUMMIT of trans-Art 2020 war ein wissenschaftliches Symposium anlässlich der 50. Darbietung der monatlich stattfindenden Serie do trans-Art. Diese Tagung versuchte den Dialog zwischen den Kunstgenres neuer Musik, abstrakter Zeichnung, Performancekunst und Dokumentarvideo zur Diskussion zu stellen. Eingeladen waren dazu internationale ReferentInnen mit ihren Fachkenntnissen und beruflichen Erfahrungen. Diese Veranstaltung fand am 13. und 14. August 2020 im Atelier von Astrid Rieder in der Bundesstraße 37 in Wals-Siezenheim statt.


Astrid Rieder arbeitet bereits über 20 Jahre kontinuierlich an der Verknüpfung der Kunstgenres zeitgenössischer Musik und abstrakter bildender Kunst. Im SUMMIT of trans-Art 2020 öffnete sie ihr Atelier für Vorträge, wissenschaftliche Diskurse und bot den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, trans-Art im Zuge einer Publikumsperformance als aktiv zeichnende/r PerformerIn zu erfahren.

In ihrer Eröffnungsrede verglich Astrid Rieder die Vorbereitungen für dieses Symposium über trans-Art mit einer Erstbesteigung einer der höchsten Berge unseres Planeten. Darum wählte sie den Titel SUMMIT of trans-Art.

Ziel dieser Veranstaltung war und ist durch wissenschaftliche Auseinandersetzung den ernsthaft künstlerischen Anspruch der von ihr kreierten trans-Art und der daraus entstehenden Composition graphique musicale zu belegen.

Die von Astrid Rieder definierte Besonderheit dieser Composition graphique musicale liegt in der akustischen wie graphischen Gestaltung der Performance. Diese erfolgt interaktiv, intuitiv, vor allem aber in  gegenseitigem Respekt. 

Beide, die ZeichnerIn und MusikerIn, treffen ohne Absprache und vorgefertigtem Konzept oder Partitur aufeinander und entwickeln ihr künstlerisches Werk spontan.

Sabine Coelsch-Foisner stellte in ihrem beleuchtenden Festvortrag die Frage, ob Kunst immer schon in einer gewissen Form trans-Art war. Mit zahlreichen Beispielen aus der Kunstgeschichte konnte sie belegen, dass im Verbinden von Kunstgenres ein potenzierender Synergieeffekt liegt.

 

Im Anschluss daran gestalteten der Komponist Karlheinz Essl und Astrid Rieder die 50. Darbietung der Serie do trans-Art. Als Input für die elektronische Bearbeitung seines Klanges im künstlerischen Dialog wählte der Elektroakustiker über Strecken das direkt neben der papierenen Leinwand mit einem Kontaktmikrophon abgenommene Arbeitsgeräusch des Zeichenvorganges. In knapp 40 Minuten entstand eine thematisch dichte, additive Zeichnung auf der 150x100 cm papierenen Leinwand und vielschichtige elektronisch modifizierte Klänge. Die Kombination dieser abstrakten Ausdrucksmittel schaffte bei den RezipientInnen einen offenen Reflexionsraum.

 

Am nächsten Morgen, am Freitag, den 14. August, beschäftigten sich Wolfgang Richter, Irene Suchy, Christian Tschinkl, Jürgen Tabor, Christian Ofenbauer, Max Rieder, Patricia Lopes Bastos, Peter Kutin und Petra Hinterberger mit den Elementen von trans-Art.
In der Podiumsdiskussion, die von Christian Ofenbauer geleitet wurde, entwickelte sich folgender Konsens, worin der Mehrwert einer trans-Art besteht:

 

1. In der Kombination der Künste könnte sich ein gewisser Mehrwert an Erfahrung einfinden, wenn die verschiedenen Künste die Techniken voneinander übernehmen. Dadurch würde sich ihr Verhaltensrepertoire verändern beziehungsweise erweitern.  

2. Bezüglich der Frage nach der Organisationsstruktur, wenn Künste kombiniert werden, wurde das Beispiel aus der Zusammenarbeit von Cage und Cunningham erwähnt. Diese haben aus einer schwierigen Situation eine elegante Strategie entwickelt, indem sie die Entscheidungshierarchie bei der Endgestaltung ausgeklammert haben. 

3. Wichtig ist, dass Kunst in den privaten Bereich fließen kann und Lebensverbindungen berühren kann. Aber das ist schwer zu verorten.

4. Der Vertrag mit dem/r ZuschauerIn: Darunter versteht man ein gegenseitiges Unterstützen zwischen den zwei ProtagonistInnen und den RezipientInnen. In einer trans-Art Performance steht also das unkonventionelle, beobachtende Erleben der Interaktion zwischen ZeichnerIn, MusikerIn und dem Publikum im Vordergrund.
In einer Publikumsperformance entwickelt sich dieser mögliche Vertrag wie folgt: Der/die RezipientIn wird zum/r ProtagonistIn. Spontan und freiwillig wirkt jede/r abwechselnd in einer bestimmten Zeitvorgabe am Gestalten des Gesamtkunstwerkes mit.

Neben dem physischen Raum schaffen sich alle Mitwirkenden, durch die konzentrierte Aufmerksamkeit, einen individuellen, praktisch unbegrenzten, geistigen Freiraum.

 

Diese vier Punkte weisen alle samt Schnittmengen der Elemente der trans-Art auf, oder haben in Interpretationsperspektiven miteinander zu tun. 

 

Als letzter offizieller Programmpunkt des Symposiums wurden alle TeilnehmerInnen eingeladen, selbst als zeichnende/r AkteurIn, für einen Zeitraum von jeweils fünf Minuten an der papierenen Leinwand von 150x150 cm mit einem/r MusikerIn zu interagieren.

Innerhalb einer Stunde wechselten sich zwölfmal die agierenden Personen ab. Der Ablauf war fließend. Alle übergaben nach dieser neuen, inspirierenden Erfahrung mit einem glücklichen Lächeln die Leinwand dem/r nächsten KünstlerIn. Das Feedback war enorm positiv.

 

Zum Ausklang blieb, wer noch Zeit hatte, das NACHTCAFE.

Da die wissenschaftliche Auseinandersetzung ein enorm wichtiger Teil jeder Weiterentwicklung ist, bleibt zu wünschen, dass auf diesen SUMMIT of trans-Art weitere folgen werden.